Geschichte

Geschichte des Jugendwerks

Die Geschichte des Jugendwerkes ist auch ein Teil der eigenen Geschichte seines Gründers und Vorsitzenden Jurij Ils und reicht zurück in die frühen 90ger Jahre. Im Frühjahr 1993 war Jurij von Sibirien nach Deutschland, in die Ostfriesische Kreisstadt Wittmund eingewandert. Er befand sich in den ersten Monaten nach seiner Ankunft wie Migranten seit Urzeiten, in einer Phase des Losgelöstseins und noch nicht Angekommenseins.

An einem Spätnachmittag in Sommer 1993 schlenderte Jurij alleine durch die Stadt. Auf seiner einsamen Wanderung kam er an einem Spielplatz vorbei. Sein Deutsch war damals noch sehr rudimentär und er war überrascht, dass er die Stimmen, die vom Spielplatz herüber klangen, verstehen konnte. Eine kleine Gruppe Jugendlicher, die rauchten und sich an ihren Bierflaschen festhielten sprachen Russisch. Jurij konnte sich gut in ihre Situation hineinversetzten; auch er fühlte sich oft allein und verlassen. Er hatte großen Wunsch diesen jungen Menschen zu helfen sich in ihrer neuen Heimat einzuleben und zuhause zu fühlen.

Wenige Tage später fand ein zweites Treffen auf dem Spielplatz statt. Inzwischen hatte Jurij einen der Jungs in derem zu Hause kennen gelernt und ihn gefragt, was er und seine Freude in ihrer Freizeit gerne machen würden. „Vitalij hatte geantwortet „Die Deutschen wollen uns nicht und wir sind hier auf uns selbst gestellt. Ich fühle mich unerwünsch, weil ich ausgeschlossen bin. Ich und meine Freunde wollen Sambo (russische Art der Selbstverteidigung) lernen“.

Da es in kleinem Kreisstädtchen kein passendes Angebot gab, bot Jurj den Jugendlichen vom Spielplatz an sie im Kick-Boxen zu unterrichten, kostenlos, wann immer es allen Beteiligten passte und wo immer sich geigneter Platz fand. Mit diesem Angebot, das sofort angenommen wurde, war der Grundstein für das Jugendwerk gelegt – Jurij und die ersten Teilnehmer wussten es damals nur noch nicht.

Aus dem Kurs im Kickboxen und seiner kleinen Gruppe „verlassener“ Seelen wurde in den kommenden Jahren eine 40 Mann und Frau starke Jugendgruppe die mit Begeisterung Mannschaftsspiele, wie Basketball und Volleyball spielte. Für Jurij war der Sport von Anfang an Mittel zum Zweck. Ihm ging es darum das Selbstwertgefühl der Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu stärken, das durch den Orts- und Kulturwechsel oft arg angeschlagen war und die Brücke zu schlagen in die lokale Bevölkerung und vor allen zu den Gleichaltrigen Deutschen in seiner Kleinstadt.

Während Jurij sich mit verschiedenen Jobs sein Geld verdiente um selbst „über die Runden“ zu kommen, stellten sich täglich in der Arbeit mit den Jugendlichen viele Fragen: wie holt man diese Teenager mit wenig finanziellen Mitteln aus der sozialen Isolation? Wie schafft man attraktive Angebote, die diese Kids vor der Langeweile bewahren, sie vom Alkohol, von den Drogen abhalten? Welche Angebote und Aktivitäten verhindern, verzögern oder reduzieren den Konsum von Suchtmitteln? Wie ermöglicht man den Jugendlichen eine bessere Zukunftsperspektive? Und wie schlägt man die Brücke zu den einheimischen Teenagern und ermöglicht die Integration?

In den ersten Jahren kümmerte Jurij sich vor allem um junge Russlanddeutsche Mädchen und Jungen. Aber er lernte schnell, dass seine Gruppe sich den Einheimischen und Jugendlichen aus anderen Laendern öffnen musste, um sich besser integrieren zu können. Jugendliche und Kinder aus Polen, Vietnam, der Türkei und aus den kurdischen Gebieten des Irak und aus dem Kosovo schlossen sich seiner Gruppe an. Bald kamen auch alteingesessene Jugendliche hinzu.

Inzwischen hatte Jurij auch verlässliche MitstreiterInnen gefunden und gemeinsam diskutierten sie lange und intensiv über ihr Konzept der Integration, starteten Initiativen, evaluierten sie, passten Strategien an und verwarfen was nicht angenommen wurde. Auch an den Wochenenden und in den Ferien begeisterten und betreuten sie hunderte von Kindern und Jugendlichen. Gemeinsam haben die Voluntaere um Jurij bis heute mehr als 80.000 ehrenamtliche Stunden oder 111 Monate an Arbeit geleistet!

Das Jugendwerk e.V. entsteht

Seit seiner Begegnung auf dem Spielplatz im Sommer 1993, brachte Jurij seine Erfahrung als Jugendgruppenleiter und studierter Sozialpädagoge ein und nutzte seine Sport- und Medien- Kenntnisse und die Kenntnisse und Fähigkeiten seines Teams an Volontären, um ein innovatives und zielgruppenorientiertes Freizeitangebot zu entwickeln.

Da jede Helferin und jeder Helfer sich beim Jugendwerk ehrenamtlich engagiert und der Verein ausschließlich gemeinnützige Zwecke verfolgt, beschloss eine Gruppe der aktivsten Mitstreiter im Frühherbst 1997 den Verein „Jugendwerk“ ins Vereinsregister einzutragen.

Die integrative Bildungsarbeit des Jugendwerks wurde von Anfang an als eine dauerhafte Instanz eingerichtet; die ersten Freizeitprojekte mit nur einem beteiligten Kooperationspartner stellten nur die Initialzündung dar. Innerhalb der fast zwei Jahrzehnte, die seit der Gruendung vergangen sind, schlossen sich weitere Akteure und Institutionen an und nahmen aktiv an Projekten teil.

Alle Aktionen, Teilprojekte und Veranstaltungen sind auch heute auf eine langfristige Arbeit und dauerhafte Integration ausgerichtet. Durch die Vielzahl der Projekte und aktiver Netzwerkarbeit, stieß das Jugendwerk eine Vielzahl von kleinen Projekten an die unabhängig und selbstständig umgesetzt werden.

Über die Jahre hinweg wurde die bildungspädagogische integrative Jugendarbeit des Jugendwerks zu einer dauerhaften Einrichtung im Nordwesten der Bundesrepublik (Landkreis Wittmund, Landkreis Aurich, Landkreis Friesland) und darüberhinaus.